Buchreihen sind immer eine Herausforderung.
Ich als Leserin habe zum Beispiel den Anspruch, dass sich die Bücher
gegenseitig übertreffen müssen - oder zumindest in der Lage sind, das Level der vorherigen Geschichten in puncto Spannung zu halten. Ich möchte, dass sich Figuren entwickeln und sie auf steinigen Reise begleiten.

Leider können die Fortsetzer-Bücher "Gläserne Schwert" und "Goldene Käfig" , meiner Meinung nach, nicht an die Spannungskurve von Teil 1 "Die rote Königin" anknüpfen. Nachdem dieses Buch mit einem heftigen Plottwist endete, war ich sehr gespannt darauf, wie es weitergeht. Doch ich wurde enttäuscht. Victoria Aveyard konnte stilistisch nicht an den Reihenauftakt anknüpfen. Es ist nicht so, dass die Geschichte nicht vorwärts ginge - ich bin nur gelangweilt. Die Autorin schafft es nicht, mich zu packen.
Das liegt unter anderem daran, dass ich die Entwicklung von Mare nicht gutheiße. In Teil 1 war sie ein starkes, rebellisches Mädchen mit eigenen Werten und doch hin- und hergerissen zwischen den Welten und den beiden Brüdern Maven und Cal. Der Teil hat mich mitgerissen, weshalb ich diesem Part auch vier Flammen gebe. Eine Flamme Abzug, weil es doch Stellen gab, die mich verwirrten. Einfach, weil Dinge vorausgesetzt wurden, die ich als Leserin noch nicht wissen konnte. Diesen verzeihbaren "Fehler" versucht die Victoria Aveyard wohl in den nächsten Teilen nicht zu wiederholen und begeht dabei einen viel größeren.
Es gibt eine Redewendung unter Autoren:
"Show don't tell"
In den Folgeteilen erklärt Victoria Aveyard einfach alles. Sie erzählt, erzählt und erzählt. Sie verliert sich so im Detail, dass sie auch den kleinsten Sprössling an Spannung damit erdrückt. Ich finde beeindruckt, was sie für ein Universum geschaffen hat - mit all den einzelnen Charakteren darin. Doch ich muss nicht von jeder Figur, die irgendwie auftaucht, die Hintergrundgeschichte kennen. Insbesondere dann nicht, wenn die Buchfigur für die Handlung irrelevant ist. Ich kann auch nicht mehr lesen/hören wie Mare die Farben der unterschiedlichen Häuser herunterbetet, wenn sie irgendwem begegnet. Mare nimmt die Position einer Geschichtslehrerin ein. Mit jeder Seite wird die ehemals starke Protagonistin mehr und mehr in ihrem Handeln eingeschränkt.
Das toughe Mädchen aus Teil 1 wird immer leiser. Natürlich ist auch das eine Form der Entwicklung - aber eben keine, die ich gerne lesen möchte. Weiterhin ist das anfängliche Gefühlschaos aus Teil 1 auch im dritten Band noch immer präsent - aber ich halte es für unglaubwürdig. Ich spüre die Liebe nicht, die Mare angeblich empfindet. Da bringt es mir leider auch nichts, dass die Autorin neue Figuren ins Boot holt, denen sie auch eine Stimme leiht. Denn auch diese Charaktere sind für mich eher oberflächlich gestaltet. Ich habe mich durch "Gläsernes Schwert" schon etwas durchkämpfen müssen - würde hier aber zumindest 2 Flamme vergeben. "Goldener Käfig" ist aber so langatmig geschrieben, dass ich die Buchreihe tatsächlich abgebrochen habe. Hier noch 1 Flamme für die Idee.
Das Buch hat echt Potential, wurde meiner Meinung nach aber einfach, von Details und Langeweile erdrückt. Leider... leider. Der Schreibstil sowie die Charaktere sind einfach nicht mein Fall.
Ich hadere immer lange mit mir, ob ich eine Buchreihe abbreche. Ich bin eigentlich nicht der Typ, der aufgibt und Sachen abbricht. Daher habe ich vor dem Entschluss auch in meiner Insta-Story gefragt, ob ich fürs Durchhalten belohnt werde. Die Antwort: Nein.
Die Bewertungen auf Lovelybooks und Amazon zeigen, dass es durchaus einige Leser gibt, die sich genau das wohl wünschen. Für mich ist es aber leider nichts.

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