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Warum ich Bücher nicht mehr bewerten möchte.

Aktualisiert: 26. Apr. 2021

In den letzten Tagen habe ich viel nachgedacht - wobei ich zu den Menschen gehöre, die ihren Kopf nicht abschalten können und ständig am Grübeln sind. Doch in den letzten Ta

gen ging es hierbei um das Thema "Bewertungen". Es ist Alltag, etwas oder gar Jemanden zu bewerten. Es liegt uns im Blut und abstellen kann es wohl keiner. Wenn wir eine neue Waschmaschine kaufen, dann vergleichen wir diese mit der vorherigen. Es ist der Drang, etwas ins Verhältnis bringen zu müssen und zuzuordnen. Das Schubladendenken kann sicherlich auf dieselbe psychologische Ursache zurückgeführt werden. Gleichzeitig besteht fortwährend der Drang, sich zu verbessern. Um beim Beispiel der Waschmaschine zu bleiben, würde man sicherlich keine kaufen, die weniger kann, als das Gerät, das ersetzt werden soll. Das Problem, dass daraus entsteht ist folgendes:


Man vergleicht, bewertet und verliert dabei die Wertschätzung.

Das ist ein Problem, von dem ich mich keinesfalls freisprechen kann. Nur, weil ich darüber schreibe, habe ich noch lange keine Lösung gefunden. Auch ich bin schwer zu begeistern und rege mich oft über Kleinigkeiten auf. Dabei strebe ich ständig nach einer Verbesserung und überlege, wie ich diese erreichen kann. Es kostet mich einiges an Überwindung, sich selbst einfach mal zuzunicken und zu sagen "das hast du gut gemacht" oder "der Satz ist toll - du kannst ihn so stehen lassen."

Gerade in meiner Rolle als Autorin bin ich oft gefangen in dem Karussell, dass aus nicht zu erreichender Perfektion angetrieben wird.

Daher möchte ich meine Rolle als Leserin verändern. Denn, wenn ein Autor/eine Autorin sich dazu entscheidet, ihr bzw. sein Werk zu teilen, dann steckt da eine enorme Überwindung hinter.

Man macht sich verletzlich, angreifbar und absolut transparent. Das perfekte Buch gibt es nicht.

Daher ist auch das Bewertungssystem absolut unfair, weil es versucht, eine Norm dort zu schaffen, wo absolute Subjektivität herrscht. Wenn ich eine Rezension schreibe, tue ich mir oft mit der Anzahl der Sterne schwer. Um, das gelesene Buch oder auch die gesehene Serie in ein Verhältnis zu setzen, fange ich an, es mit anderen Büchern/Autor_innen zu vergleichen. Dabei habe ich eine ganz andere Basis, die ich zum Vergleich heranziehe, als meine Mitlesen_innen. Weiterhin gibt es vielleicht Passagen im Buch, die mich sehr bewegen, während andere darüber einfach hinweg lesen bzw. sie als überflüssig betrachten werden. Wie soll man denn da ein valides Urteil fällen?

Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass man bei einer Skala alle Werte bedienen sollte - wenn es nach meinem Urteil gerechtfertigt ist. Ich bin also ein harte Kritikerin - das ist mein Naturell. Doch gleichzeitig gebe ich mir unheimlich viel Mühe, bei einer Rezension das Wieso rüberzubringen. Denn auch, wenn mein Urteil subjektiv ist, so kann ich damit meine Sichtweise zeigen und damit dem Schreibenden eine neuen Blickwinkel aufzeigen.

Ich schätze konstruktive Kritik beispielsweise sehr, weil sie zu meiner persönlichen Weiterentwicklung beiträgt.

Doch ein, zwei oder drei Sterne Bewertungen tuen weh. Man steckt so viel Herzblut in das geschriebene Wort und auch, wenn man weiß, dass es nicht jedem gefallen kann, ist ein so offensichtliches Urteil - oft auch ohne Begründung - niederschmetternd.

Daher habe ich mich dazu entschieden, mehr Wertschätzung zu zeigen.

Ich will das System austricksen.

Da ein Rating oft essentiell für eine Rezension auf den gängigen Bewertungsportalen ist, werde ich zukünftig hier immer die volle Punktzahl geben. ich werde in der Rezension aber festhalten, was mir gefallen hat und was mir nicht gefallen hat. Doch ich werde mir kein Urteil mehr erlauben. Dieses starre Bewertungssystem gefällt mir einfach nicht. Dennoch sage ich gerne meine Meinung und diskutiere diese auch aus. Ich mag den Dialog, der dadurch entsteht und der oft im Alltag verloren geht.

Dieses Treiben lassen und von einem Thema ins nächste springen, ist etwas, was ich sehr schätze. Ich denke, das ist eine gute Lösung. Wie seht ihr das?

Sollte man auf Bewertungen verzichten?




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